15.01.2024, zns spiz bvdp bvdn bdn

SpiZ | Lauterbachs Plan zur Spaltung der Ärzte schadet Patienten

PRESSEMITTEILUNG

Berlin, 11.01.2024 | Der Spitzenverband ZNS (SpiZ) begrüßt ausdrücklich die aktuellen und längst überfälligen
Gesetzesinitiativen der Bundesregierung zur Entbudgetierung medizinischer Leistungen. Die
Bedingungen für eine auf medizinische Notwendigkeit zentrierte und wirtschaftlichere Versorgung
verbessern sich damit deutlich. Dass dies allerdings nur für Hausärzte vorgesehen ist, ist ein Skandal
und ein Schlag ins Gesicht für alle Patienten mit psychischen und neurologischen Krankheiten.

 

Psychische Erkrankungen sind seit vielen Jahren auf dem Vormarsch, Krankheitstage wegen
psychischer Beschwerden erreichen jedes Jahr ein Rekordniveau und sind nicht nur für die Patienten
ein schweres und u.U. lebensbedrohliches Problem, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche
Herausforderung mit hohen Folgekosten. Diese Entwicklung zieht sich durch alle Altersgruppen, auch
bei Kindern und Jugendlichen ist dies eine wachsende medizinische und gesellschaftliche
Herausforderung. Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, ärztliche Psychotherapeuten sowie
Fachärzte für Psychosomatik arbeiten hier an vorderster Front. Dass die fachärztliche Behandlung
von Patienten mit psychischen Krankheiten weiterhin budgetiert sein soll, ist eine Respektlosigkeit
gegenüber einer besonders vulnerablen Patientengruppe und eine neue Form der
Zweiklassenmedizin, ausgerechnet verantwortet von einem SPD-geführten Ministerium.

Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass eine Entbudgetierung fachärztlicher Leistungen bisher stets
mit dem Argument abgelehnt worden ist, dass eine nicht bedarfsgerechte Leistungsausweitung
vermieden werden soll. Dies ist in Hinblick auf die wachsenden Versorgungsbedarfe von Patienten
mit psychischen Krankheiten zynisch und realitätsfremd. Das gleiche gilt für Patienten mit
neurologischen Krankheiten. Menschen mit Hirnschädigungen haben die schwersten psychosozialen
Teilhabeeinschränkungen und sind täglich Diskriminierungserfahrungen ausgesetzt. Dabei wachsen
die Versorgungsbedarfe stetig aufgrund des demographischen Wandels und der damit verbundenen
Zunahme altersassoziierter neurodegenerativer und neurovaskulärer Krankheiten sowie der immer
besseren Behandlungsmöglichkeiten. Diese Patienten sollten selbstverständlich einen Anspruch auf
eine fachärztliche Versorgung haben, die eine Behandlung nach den geltenden Leitlinien gerade auch
bei komplexen Krankheitsbildern ermöglicht und selbstverständlich vollständig vergütet wird.

Bisher ist es so, dass Fachärzte, die sich auch der besonders schwer betroffenen Patienten annehmen
und keine Patienten ablehnen, abgestraft werden, indem die zusätzlichen Leistungen immer
schlechter bezahlt werden, obschon die Kosten zunehmen. „Die Budgetierung einer medizinisch
notwendigen und leitliniengerechten Behandlung von Patienten mit schweren psychischen und
neurologischen Krankheiten ist leistungs- und patientenfeindlich und erfüllt das Kriterium einer
strukturellen Diskriminierung. Wir erwarten, dass Minister Lauterbach in dem aktuellen
Gesetzverfahren nachjustiert“, so Dr. Uwe Meier, Präsident des SpiZ. Fachärzte für Psychiatrie und
Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiater, Fachärzte für Psychosomatik und Neurologen sind
schon längst die grundversorgenden Ärzte für Patienten mit psychischen und neurologischen
Krankheiten. Die Entbudgetierung der fachärztlichen Versorgung dieser Patienten sollte
selbstverständlich sein.

Über den Spitzenverband ZNS

Der Spitzenverband ZNS (SpiZ) ist der Zusammenschluss der bedeutendsten fachärztlichen
Berufsverbände auf dem Gebiet der Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik, Kinder- und
Jugendpsychiatrie und ärztlicher Psychotherapie. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder
gebündelt, um diese gegenüber der Politik, der Selbstverwaltung und der Öffentlichkeit zu vertreten.

Die aktuellen Mitgliedsverbände des SpiZ:

  • Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN)
  • Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN)
  • Bundesverband Deutscher Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie e.V. (BVDP)
  • Berufsverband der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (BPM)
  • Berufsverband ärztlicher Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker in der Deutschen
  • Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (BÄP in der DGPT)
  • Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP)

Durch seine Mitgliedsverbände vertritt der SpiZ die für die Versorgung von psychisch,
psychosomatisch und neurologisch erkranken Patienten relevanten FachärztInnen in Deutschland.
Insgesamt sind 24.000 FachärztInnen der genannten Disziplinen durch den SpiZ vertreten.

 

Pressemitteilung SpiZ vom 11.01.2024 als PDF

 


 

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