04.09.2012, | extern

Gespräche mit Krankenkassen gescheitert – Urabstimmung eingeleitet

Streikmaßnahmen der Ärzte werden koordiniert – betroffen sind auch 560.000 Medizinische Fachangestellte

Die Gespräche zwischen dem Spitzenverband der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind gescheitert. Die niedergelassenen Ärzte und ärztlichen Berufsverbände koordinieren nun die Streikmaßnahmen.

„Das Verhalten der gesetzlichen Krankenkassen ist skandalös. Trotz eines weiteren Überschusses von über 2,7 Milliarden im zweiten Quartal weigern sich die Kassen dieses Geld, das ihnen gar nicht gehört, anteilig an ihre Versicherten zurückzugeben und die medizinischen Leistungen vernünftig zu honorieren. Jetzt ist Schluss – wir werden nun flächendeckende Streiks koordinieren, die in Kürze beginnen werden. Wir kämpfen ja nicht nur für alle niedergelassenen Ärzte, sondern auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Dr. Dirk Heinrich vom Berufsverband der HNO-Ärzte, der auch Vorsitzender des NAV-Virchow-Bundes ist.

Neben 150.000 Ärzten sind auch mehr als 560.000 Medizinische Fachangestellte betroffen, wie der Verband der medizinischen Fachberufe (VmF) mitteilt. Auch deren Vertreter sind empört über das Verhalten der Kassen. „Es geht nicht nur um die Honorare der Ärzte, sondern um die Vergütung der Leistung des gesamten Praxisteams. Das wird von den Vertretern der Kasse und auch von der Öffentlichkeit übersehen. Ohne Medizinische Fachangestellte gibt es keine funktionierende Arztpraxis – und genau deshalb sind wir von den Auswirkungen dieser Honorarverhandlungen direkt betroffen“, so Sabine Ridder, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe.

Auch für den Pneumologen Dr. Andreas Hellmann ist das ein zentrales Anliegen. „Wir Ärzte brauchen gut ausgebildete Fachkräfte – sie garantieren einen gut funktionierenden Praxisbetrieb. Ich bezahle meine Mitarbeiter über Tarif. Meine Einnahmen allerdings kann ich als Selbstständiger gar nicht beeinflussen – im Gegenteil: Meine ärztliche Leistung und die meiner Mitarbeiterinnen werden von den Krankenkassen nicht adäquat honoriert. Daher wird auch unser Verband geschlossen an gemeinsamen Streikmaßnahmen aller niedergelassenen Ärzte in Deutschland teilnehmen. Unsere Patienten müssen leider auch mit drastischen Einschränkungen rechnen. So werden wir Patienten mit Schlafapnoe und anderen komplizierten Krankheiten in die Kliniken schicken müssen. Wir müssen reagieren auch wenn es uns schwerfällt, wie alle anderen Ärzte auch“, so Hellmann, der auch Vorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen (BdP) ist. Punktuell werden diese Maßnahmen bereits schon in dieser Woche in den ersten Praxen umgesetzt – flächendeckende Maßnahmen werden noch im September erfolgen.

Unterzeichner:
Allianz Deutscher Ärzteverbände (Berufsverband Deutscher Internisten – BDI, Bundesverband der Ärztegenossenschaften Deutschlands e.V., Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände – GFB, Hartmannbund, MEDI Deutschland, NAV-Virchow-Bund), Bayerischer Facharztverband, Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, (BVA) Berufsverband der Dermatologen Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD), Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. ( BDU ), Berufsverband der Frauenärzte (BvF), Berufsverband der HNO-Ärzte, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Berufsverband Deutscher Internisten (BDI), Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN), Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN), Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP), Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh), Berufsverband niedergelassener Chirurgen (BNC), Bundesverand der niedergelassenen Gastroenterologen (BnG), Bundesverband der Pneumologen (BdP), Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND), Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK), NAV-Virchow-Bund, Verband der niedergelassenen Ärzte e.V., Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa), Verband der medizinischen Fachgruppen (VmF)

Gespräche mit Krankenkassen gescheitert – Urabstimmung eingeleitet